Bevor ich Kinder bekam, habe ich mir über das Thema Familienmahlzeiten
nie so wirklich Gedanken gemacht. Natürlich sollte es leckeres und gesundes
Essen geben und beim Essen ohne Zwang und vor allem entspannt zugehen… Der
Rest, sprich gesundes Essverhalten und Tischmanieren, würden sich dann schon
irgendwie ergeben. Haha! Bereits in den ersten Wochen mit meinemHigh-Need-Baby wurde aus den entspannten Familienmahlzeiten ein hastiges
Herunterschlingen von irgendwas nicht Blähendem, während ich beschallt von weißem
Rauschen mit Baby im Tragetuch um den Tisch herumschaukelte. In der Beikostzeit
landete das Essen meist überall außer in unseren Mägen. Und jetzt inmitten der
Autonomiephase sind wir froh, wenn wir ohne Wutanfall oder 27x aufstehen und
irgendwas holen zur Wutanfallvermeidung durch eine Mahlzeit kommen… Deshalb
habe ich mal einen kleinen Survival-Guide für entspannte Familienmahlzeiten
erstellt. Hier im ersten Teil geht es erstmal um entspanntes Essen mit Baby –
den zweiten Teil zum entspannten Essen mit Kleinkindern und der Einführung ersterTischmanieren findet ihr hier 😉.
Entspannt essen mit Baby im Säuglingsalter
Dein Baby schläft friedlich in seinem Bettchen oder gurrt
zufrieden unter seinem Spielebogen vor sich hin, während du in Ruhe eine
gesunde Mahlzeit zubereitest, den (natürlich mit jahreszeitangemessener Deko
versehenen) Tisch deckst und die Mahlzeit gemütlich verspeist? Tja, dann
brauchst du hier nicht weiter zu lesen – vielleicht magst du ja weiter springen
zu einem Ausblick auf die Kleinkindzeit im nächsten Abschnitt 😉?
Für alle anderen ein (schwacher) Trost: Ihr seid nicht
allein! Bei meinen beiden Kindern war und ist es im Babyalter grundsätzlich so,
dass sie das Kochen noch (im Zweifelsfalle im Tragetuch, aber immerhin)
irgendwie mitmachen, aber spätestens dann ebenfalls Hunger anmelden, wenn das
Essen gerade auf dem Teller kalt wird und der elterliche Magen knurrt…
Wie man trotzdem noch halbwegs entspannt zum Essen kommt? Hier
einige Tipps:
Baby einbeziehen
Je nach Unzufriedenheitslevel des Babys können die folgenden
Maßnahmen die entspannte schnelle Mahlzeit retten:
- Baby beim Essen zuschauen lassen: Beim ersten Kind haben wir noch mit einer Wippe herumhantiert, die wir teilweise zwecks Sichtoptimierung sogar auf den Küchentisch gestellt haben. Beim zweiten Kind haben wir dann von Bekannten die TrippTrapp Babyschale bekommen, und die ist echt Gold wert, weil das Baby sicher und auf der richtigen Höhe dabei ist. Ist natürlich für längere Zeit nicht gut für Babys Rücken, aber für die schnelle Mahlzeit sollte es reichen…
- Baby zusätzlich mit Grimassen und / oder Fingerspielen bespaßen: Schult zudem viele wichtige elterliche Kompetenzen, z.B. Hand-Mund-Augen-Koordination und Multitaskingfähigkeit. Außerdem kühlt so das Essen schon mal ab – und an kalte Mahlzeiten muss man sich im Leben mit Kindern ohnehin gewöhnen…
- Baby wahlweise stillen oder im Arm schaukeln, vorzugsweise auf einem Gymnastikball sitzend – trainiert neben den Fähigkeiten aus Schritt 2 zusätzlich noch die Schulter- und Beckenbodenmuskulatur. Das mittlerweile ziemlich kalte Essen ist hier von besonderem Vorteil, wenn man bei der ganzen Hopserei aus Versehen auf Babys Kopf kleckert *ist „einer Freundin“ passiert* 😉
Erwartungen anpassen
Ich bin ja der festen Überzeugung, dass meine immer beim
Essen aufwachenden und quengelnden Babys eine neue Stufe der Evolution
darstellen. Denn so bereitet die Natur die jungen Eltern darauf vor, was sie im
weiteren Verlauf der Kindesentwicklung erwartet: Wenig Zeit zur Zubereitung und
Einnahme der Mahlzeiten, ständiges Multitasking und vor allem: kein heißes oder
zumindest warmes Essen auf unbestimmte Zeit…
Flexibilität
Auch in punkto Flexibilität kann man sich schon mal aus das
vorbereiten, was einem im weiteren Elterndasein noch blüht. Also ruhig mal
bestehende Gewohnheiten und Konventionen hinterfragen:
- Warum immer am Tisch essen? Auf dem Sofa oder der Krabbeldecke ist es doch eh viel gemütlicher…
- Beim Essen eine (Erwachsenen-)Unterhaltung führen? Reden während des Essens ist doch eh nicht so gesund.
- Warme Mahlzeit? Das Essen hat doch sowieso Körpertemperatur, wenn es im Verdauungssystem ankommt.
- Rituale und Tischmanieren? Muss man ohnehin nochmal überdenken, sobald die Kinder anfangen, alleine zu essen…
Entspannt essen mit (Beikost-)baby
Mit Baby klappt es bei euch mittlerweile ganz gut mit den
entspannten Mahlzeiten, und du bekommst einigermaßen die Kalorien wieder rein,
die du beim Stillen und / oder Baby Herumtragen bzw. -schieben verbrennst? Dann
bist du bereit für das nächste Schwierigkeitslevel: Die Beikostphase.
Natürlich kannst du auch hier wieder das Baby „outsourcen“,
sprich, während der Elternmahlzeiten schlafen legen und zu anderen Zeiten
füttern. Wird nur wahrscheinlich schwierig, weil dein Baby in dem Alter
vermutlich weniger tagsüber schläft und du diese kostbaren Zeiten eventuell für
andere Dinge nutzen möchtest. Außerdem soll das Kind ja auch irgendwann lernen,
mit der Familie mitzuessen – warum also nicht an den gemeinsamen Mahlzeiten
teilhaben lassen?
Damit das Ganze auch die Wohnung und die elterlichen Nerven
halbwegs unbeschadet überstehen, hier wieder einige Tipps:
Dem Baby auch was geben
Das hat auf den ersten Blick viele Vorteile, denn dein Kind:
- ist beschäftigt.
- nimmt idealerweise noch ein paar Nährstoffe auf.
- lernt etwas über den Geschmack und die Beschaffenheit verschiedener Lebensmittel
- schult auch noch seine senso-motorischen Fähigkeiten.
Besonders gut eignen sich für den Anfang Nahrungsmittel, die
leicht zu greifen und zu halten sind, z.B. Nudeln, zu Sticks geschnittene
Gurken oder gedünstete Möhren. Für weniger Handliches wie z.B. Obst gibt es
auch sogenannte Fruchtsauger, in die man ganze Früchte hineintun kann und das
Baby saugt die dann aus. Einige schwören darauf, auch weil die Verschluckgefahr
dadurch geringer ist. Ich habe damit noch keine Erfahrungen, habe aber gerade
einen von meiner Schwägerin geliehen bekommen. Den werde ich mit dem Babysohn
auspropieren, wenn er soweit ist - und dann natürlich gerne berichten 😉.
Zeit zum Abkühlen einplanen
Damit meine ich natürlich nicht dein eigenes Essen – das
kühlt schon von selber ab, während du damit beschäftigt bist, die Sauerei, die
dein Baby höchstwahrscheinlich veranstaltet, in Grenzen zu halten. Nein, ich
meine natürlich das Babyessen. Denn für Koch-Dummies wie mich ist es schon so
schwierig, die verschiedenen Komponenten einer Mahlzeit gleichzeitig fertig zu
bekommen. Mit Ablenkung durchs Baby, Stilldemenz, Schlafmangel und noch
Abkühlzeit fürs Babyessen Einplanen eine echte Herausforderung…
Umfeld beikostsicher
machen
Das Kind begreift die Lebensmittel mit allen Sinnen, schult
seinen Geschmackssinn und seine senso-motorischen Fähigkeiten – was in
Erziehungsratgebern so toll klingt ist in der Realität oft ein riesengroßes
Gematsche. Und der Gedanke an das Putzen bzw. Renovieren der Wohnung hinterher
kann einem schon so ein kleines bisschen den Appetit verderben… Also besser
vorsorgen:
- Den Babyhochstuhl nicht zu nahe an Wänden, Fenstern, Schränken oder Vorhängen platzieren.
- Ich habe schon von Eltern gehört, die den Boden vor den ersten Essversuchen mit Zeitungspapier ausgelegt haben… Da wir keine Zeitung abonnieren, halte ich es lieber mit Fegen (geht natürlich nur bei trockenen / bereits eingetrockneten Nahrungsmitteln 😉) oder Wischen. Auf Teppich oder Parkett ist eine Bodenschutzmatte praktisch.
- Spucktücher bereit halten: Spucktücher kann man ja ohnehin nie genug haben, und hier erleben sie (nach der Milchspuckphase) nochmal ein großes Comeback. Natürlich nicht ständig das Kind abwischen, um 1. die senso-motorische Erfahrung nicht zu zerstören, 2. dem Kind seinen Spaß zu lassen und 3. selbst auch endlich mal zum Essen zu kommen. Profitipp: Zusätzlich noch einen angefeuchteten Lappen bereit halten…
- Wenn man doch mal (wieder) zu langsam war, lassen sich die meisten Flecken ganz gut mit Gallseife entfernen. Am besten ist natürlich sofort behandeln oder zumindest einweichen. Obstflecken gehen auch gut raus, wenn man sie in Mineralwasser einweicht – und die allseits beliebten weil besonders hartnäckigen Karottenflecken lässt man ab besten in der Sonne ausbleichen.
- Wer nicht ständig waschen will, kann die Kleidung kann man
durch Lätzchen schützen.
Fazit
Entspannt essen mit Baby? Eine echte Herausforderung für
junge Eltern. Aber das ist bestimmt von der Natur so eingerichtet. Denn so
haben die Eltern die einmalige Gelegenheit, wichtige Fähigkeiten für das
weitere Leben mit Kindern zu trainieren:
- Schnelles Zubereiten von Mahlzeiten, natürlich zum richtigen Moment in der richtigen Temperatur
- Multitasking und Flexibilität
- routinierte Waschen bzw. Fleckenentfernung
- und natürlich eine ordentliche Portion Geduld und Gelassenheit 😊
Wie man mit Kindern im Kleinkindalter zum entspannten Essen
kommt und dabei sogar noch die Grundlage für einige Tischmanieren legt, erfahrt
ihr im zweiten Teil: „Entspannte Familienmahlzeiten?! Survival-Guide für entspanntes
Essen und das Einführen von Tischmanieren mit Kleinkindern".
Wie handhabt ihr das
mit dem (entspannten) Essen in der Babyzeit? Habt ihr weitere Tipps und Hacks,
um die Familienmahlzeiten entspannt(er) zu gestalten? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!
Hinweis zur Werbung: Bei den Links zu Produkten in diesem Beitrag handelt es sich um so genannte affiliate links. Wenn ihr über diese Links eines der Produkte bei amazon kauft, erhalte ich einen kleinen Betrag - natürlich ohne Nachteile oder zusätzliche Kosten für euch als Käufer 😊.
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