"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen." (Matthias Claudius)
Ein weiser Satz - aber tatsächlich bei uns gibt es schon lange, bevor
es in den Urlaub losgeht, so einiges zu erzählen. Denn so schön strukturiert,
wie ich es in meinem Artikel Reisen mit Babys und Kleinkindern beschrieben habe,
ist es bei uns in der Realität keineswegs. Deshalb nehme ich gerne an der
#UrlaubsBlogparade Ich packe meinen Koffer von Mom’s favorites and more teil
und erzähle euch, wie unsere Reisevorbereitungen tatsächlich aussehen und warum
wir danach definitiv urlaubsreif sind… 😉
Die Planung. Oder: Das Chaos beginnt
Es ist immer wieder das gleiche Spiel: Kurz vor einer Reise
beginnen die Vorbereitungen, und unser ohnehin schon wenig strukturierter
Haushalt überschreitet endgültig die Schwelle zum Chaos. Fairerweise muss ich
gestehen, dass das eigentlich ohne die Kinder auch schon so war. Die
Urlaubsziele und -arten haben sich zwar etwas verändert: Statt Wander-, Rad-
und Reiterreisen blieben wir bisher mit Kind(ern) lieber bei Badeurlaub an
italienischen Seen, auf Sardinien oder auch an der Nord- und Ostsee. Aber egal,
wie oder wohin wir verreisen, der Planungs- und Packchaos ist irgendwie der
Gleiche geblieben.
Dabei stehen weder die Menge an Gepäck noch das Ausmaß des
Packstresses in einem linearen Verhältnis zur Länge des Urlaubs. Eigentlich
schleppen wir oft sogar für einen dreitägigen Wochenendtrip genauso viel mit
wie für eine vierwöchige Reise, und die Vorbereitungen dauern dementsprechend
lange… Nur unsere Tochter, die liebt die Reisevorbereitungen: Wo hat man schon mal so viele Gelegenheiten, Taschen aus- und umzupacken und an sonst meist außer Reichweite aufbewahrte, spannende Dinge wie Zahnpastatuben, Elektrogeräte oder (Sonnen-)Cremes heranzukommen?
Bereits Wochen vorher beginnen mein Mann und ich regelmäßig
mit dem Erstellen diverser Packlisten. Leider konnten wir uns bisher weder auf
ein gemeinsames Medium (von der App bis hin zum einfachen Blatt Papier war
schon alles dabei), noch auf eine sinnvolle Struktur (nach Personen, nach
Koffern / Taschen oder nach dem Zeitpunkt, zu dem die Sachen am besten
eingepackt werden?) einigen. Dementsprechend kursieren diverse Über-, Unter-
und Nebenlisten auf verschiedenen Medien, und letztendlich nimmt jeder einfach
irgendwie das mit, was er meint.
Diese auserkorenen Gegenstände werden dann erstmal an kindersicheren
(sprich: erhöhten oder abschließbaren) Orten in der Wohnung zwischengelagert. Da
es sooo ewig viele solcher Orte in unserer 4-Zimmerwohnung nicht gibt, könnt
ihr euch vorstellen, wie es dann bei uns aussieht…
Um auf jeden Fall ideal auf die Witterungsbedingungen
vorbereitet zu sein, verfolgen wir über Wochen vor der Abreise systematisch auf
verschiedenen Medien den Wetterbericht für Startort, Strecke und Zielort… Könnten
wir uns auch sparen, denn eigentlich sind bei unseren Sommerurlauben immer die folgenden Wetterphänomene zu beobachten:
- In den Tagen vor der Abfahrt ist das Wetter zu Hause ähnlich wie am Urlaubsort, sodass die Kleidungsstücke, die mitgenommen werden sollen, noch voll in Gebrauch sind und erst kurz vor knapp gewaschen und eingepackt werden können.
- Während der Fahrt wird es dann plötzlich richtig warm, sodass mitgenommene Lebensmittel (Obst, Butterbrote, etc.) schnell unansehnlich bis ungenießbar werden und wir uns einen abschwitzen in all den Klamottenschichten, die nicht mehr in die Koffer gepasst haben.
- Während des Urlaubs ist das Wetter zu Hause viel besser als am Urlaubsort, sodass sämtliche unserer Pflanzen vertrocknen – und das will schon was heißen, weil die definitiv nicht an regelmäßiges Gießen gewöhnt sind…
- Wenn wir aus dem Urlaub zurückkommen, gibt es zu Hause einen Wetterumschwung mit Gewittern, Starkregen und allem drum und dran, der egal mit welchem Verkehrsmittel wir unterwegs sind für Staus und Verzögerungen sorgt, während wir uns in unseren sommerlichen Urlaubsoutfits einen abfrieren.
Das Kofferpacken. Oder: Das Chaos nimmt seinen Lauf
Ein paar Tage vor der Reise ist es dann endlich so weit.
Koffer, Rucksäcke und Taschen werden hervorgekramt. Das ist dann auch regelmäßig
der Moment, an dem wir feststellen, bzw. uns erinnern, dass genau der
Koffer bzw. Rucksack, den wir unbedingt mitnehmen wollten, auf irgendeiner der
letzten Reisen kaputtgegangen ist oder seit dem letzten Umzug als
Zwischenlagerplatz für Bücher, Ordner oder nicht mehr genutzte Klamotten dient.
Also schnell noch etwas Neues gekauft bzw. bestellt und den gesamten Keller
aufgeräumt, und schon kann das eigentliche Packen losgehen.
Vor allem seit wir Kinder haben beobachte ich dabei mit
Sorge den inflationären Gebrauch von kleineren Taschen und Beuteln, entweder
innerhalb von größeren Gepäckstücken oder gerade bei Autofahrten auch mal gerne
einfach so dazwischen gestopft. Eigentlich soll diese Maßnahme helfen, einzelne
Gepäckkategorien (z.B. Wickelsachen, Badesachen, Regensachen, etc.) voneinander
zu trennen und sich schneller im Gepäck zurechtzufinden. Da unsere voll-ökolgischen
Leinenbeutel aber irgendwie alle gleich aussehen, wühlen wir, wenn wir etwas
suchen, jetzt einfach alle Beutel durch statt das gesamte Gepäck…
Die Koffer, Tüten und Taschen lagern wir vorsorglich im Arbeitszimmer,
dem einzigen Raum unserer 4-Zimmerwohnung, zu dem unsere Tochter keinen Zutritt
hat haben sollte. Natürlich schaffen wir es im Eifer des Packgefechts nicht,
sie ernsthaft von den ach so attraktiven Gepäckstücken mit diesen herrlich
vielen Täschchen, Verschlüssen, Schlaufen und Reißverschlüssen fernzuhalten.
Zumindest nicht ohne ausgewachsenen TrotzAutonomieanfall, aka
Heulattacke - und damit käme ja auch kein Mensch zum Packen…
Also damit abfinden, dass die eingepackten Dinge immer mal
wieder aus- und umgepackt werden. Für Kinder
bzw. unsere Nerven untaugliche Dinge wie Sonnencreme, Steckdosenadapter oder wichtige Dokumente bleiben erstmal auf ihren höher
gelegenen Zwischenstationen, um dann entweder vergessen oder in letzter Minute
eingepackt zu werden.
In einem Geistesblitz schlage ich der Tochter vor, doch
schon mal ihren eigenen kleinen Rucksack zu packen. Das erzieherisch fragwürdige
Ablenkmanöver scheint zu funktionieren – bis die Tochter gefühlte 30 Sekunden
später wieder mit ihrem Rucksäckchen angewankt kommt. Der wiegt tatsächlich
fast so viel wie unser Koffer, und ich verfluchte innerlich meine sämtlichen
BioÖkoHolzspielzeug-Bestrebungen.
Natürlich möchte die Tochter ihre hölzerne Fracht unbedingt
auf den Rücken behalten. Vor meinem inneren Auge sehe ich schon Scans von Wirbelsäulenverformungen
und unter die Sitze der S-Bahn rutschende Spielzeugautos, Holzlöffel und
Bauklötze. Ist das jetzt eine Situation, in der ich zum Schutz des Kindes meine
elterliche Macht spielen lassen muss, um den Rucksack gegen ihren Willen
auszuräumen? Ich durchforste hektisch den gewünschtestes Wunschkind Blog und Dr.
Google nach schlauen Ratschlägen, ohne Erfolg. Auf mich allein gestellt verhandle
ich mit der Tochter einen Kompromiss, der die Wörter „wenn“, „dann“ und „Platz
für die Lieblingskuscheltiere“ enthält und verdächtig nahe an den pädagogisch bedenklichen
Bereich der logischen Konsequenzen herankommt – und packe lieber mal schnell weiter…
Die letzten Vorbereitungen. Oder: Das Chaos on the move
Endlich ist der Tag der Abreise gekommen: Sämtliche Tüten,
Beutel, Kleidungsstücke etc. sind irgendwie in die mitzunehmenden Koffer und
Taschen bzw. mehr oder weniger lose ins Auto gestopft. Keiner hat mehr einen
Überblick darüber, was wir alles dabei haben. Aber es ist auf jeden Fall viel –
wird schon das Richtige dabei sein. Jetzt kann es also endlich losgehen – es fehlen
nur noch ein paar klitzekleine Schritte (nicht notwendigerweise in der
Reihenfolge):
- Nochmal alle vermeintlich kindersicheren Aufbewahrungsorte in der Wohnung auf wichtige Dokumente, Elektrogeräte und flüssige bzw. cremige Reiseartikel checken und diese irgendwie in die schon übervollen Taschen und Koffer quetschen.
- Sämtliche Kleidungsstücke, die nicht mehr in die übervollen Taschen und Koffer gepasst haben, übereinander anziehen.
- Ein letztes Mal Pipi machen (dafür ggf. einige Kleidungsschichten vorübergehend wieder ausziehen.)
- Kinderküche, Wickelkommode, Mülleimer und am besten auch noch die gesamte restliche Wohnung auf Gegenstände durchsuchen, die die Tochter aus dem Gepäck stibitzt und irgendwo verstaut hat.
- Ein wirklich allerletztes Mal Pipi machen.
- Kinder in die vorgesehenen Transportmittel (Buggy, Tragetuch o.Ä.) verfrachten.
- Einige Kleidungsschichten wieder ausziehen, weil wir jetzt schon alle schweißgebadet sind.
- Die Wohnung verlassen.
- Wieder in die Wohnung reingehen, weil wir irgendetwas gaaanz Wichtiges (Kategorie Autoschlüssel, Zug- bzw. Flugticket, Portemonnaie, Handy, Lieblingskuscheltier) vergessen haben.
- Jetzt aber endgültig losgehen und im Urlaub so richtig schön entspannen… 😉
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